Ernährung

Samstag, 16. Juni 2012

Vegetarier und Veganer - alternative Spinner?

Ich bin nun seit circa einem Monat Vegetarier. Damit gehöre ich einer gerade aufkommenden Welle von diesen seltsamen Spinnern an, die barfuß durch die Gegend laufen und in Fußgängerzonen Bilder von irgendwelchen toten Tieren aushängen - so zumindest die Sicht vieler Leute auf Vegetarier und Veganer. Zur Begriffsklärung: Vegetarier essen kein Fleisch, aber alle sonstigen tierischen Produkte, wohingegen Veganer auch letztere (also Milch, Eier, Käse etc.) nicht essen.

Man wird häufig noch seltsam von der Seite beäugt wenn man sagt, man esse kein Fleisch. Viele fragen auch nach dem „Warum?“. Man stehe als Mensch ja schließlich an der Spitze der Nahrungskette. Hier liegt einer größten Irrtümer vieler Anti- und Nicht-Vegetarier/Veganer, der sogenannte „Naturalistische Fehlschluss“. Der Mensch lässt sich nämlich aufgrund einer ganz besonderen Eigenschaft nicht in diese Kette einordnen. Viele sind in Situationen, in denen sie Nutzen aus dieser Eigenschaft ziehen können, ganz stolz darauf. Nur wenns ums Essen geht, dann gilt das auf einmal nicht mehr. Die Rede ist vom Verstand. Weder Hund, Katze, Schwein, Affe oder Kuh besitzen nur annähernd etwas vergleichbares. Das Prinzip des Fressen und gefressen werden lässt sich bei diesen Lebewesen ohne weiteres Anwenden. Dabei fällt der Mensch natürlich komplett heraus, da er sich mehr oder weniger frei dafür entscheiden kann, was er isst und eben keine natürlichen Fressfeinde (mehr) hat.

Wo wir gerade bei Hund, Katze, Schwein und Kuh sind. Warum wird zwischen Tieren solch ein Unterschied gemacht? Die einen dürfen bei Frauchen und Herrchen im Bett schlafen und werden mehr oder weniger verwöhnt. Niemand käme auf die Idee eine Katze oder einen Hund zu schlachten und zum Abendessen mit Zwiebeln ausgestopft zu servieren. Dagegen sind vielen Kühe und Schweine sehr egal - nach dem Prinzip: „Was wir nicht sehen und in unserer Kultur nicht als Haustier etabliert ist, kann ruhig geschlachtet werden.“ Ein Blick in andere Kulturen, zum Beispiel die des fernen Chinas, verrät ja, dass dort auch Hunde zum Essen serviert werden.

Seltsamerweise kriegen hierzulande viele zu viel, wenn man den Begriff „Pferdesalami“ fallen lässt. Die Reaktion ist meisten: „Oh das arme Pferd!“ oder „Wie kann man denn Pferde töten?“. Zum Mittagessen gibt’s dann ein leckeres Schweineschnitzel mit Pommes. Ich frage: „Und was ist mit dem armen Schwein?“

Ein Blick in die Schlachthäuser genügt, um zu wissen: Veggies haben doch gar nicht so unrecht. Die Videos von Schlachthäusern gibt es zu Hauf im Internet. Nur keiner guckt sie sich freiwillig an, denn was man nicht sieht passiert ja schließlich auch nicht... So versucht man zumindest sein Gewissen zu beruhigen. Und geht man noch weiter und wirft einen Blick in die Betriebe für Milch- und Eierproduktion, so ist das Bild ähnlich erschreckend. Zerrupfte Hühner, die aufgrund ihres auf einen Quadratmeter beschränkten Platzes durchdrehen und zum Kannibalismus übergehen; Kälber die ihren Müttern weggenommen werden, damit diese nur schön weiter Milch für uns geben.

Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass der biologische Fußabdruck eines „Fleischfressers“ wesentlich größer ist, als der eines Vegetariers/Veganers. Dies liegt daran, dass für die Produktion von einem Kilo Fleisch mehrere Liter Wasser benötigt werden. Zudem stößt die Fleischindustrie mehr Treibhausgase (Methan, CO2,...) in die Luft als der gesamte Transportsektor (Auto, Flugzeug, Schiff, etc). Der Gesamtanteil beträgt ca. 50%.

Wer nun behauptet, dass für den Anbau von Soja, das Vegetarier und Veganer ja „im Übermaß“ konsumieren, die Regenwälder abgeholzt werden um Anbauflächen zu erhalten, der schneidet sich ins eigene Fleisch. Denn was fressen denn die ganzen Tiere? Richtig: Soja! Und es wird viel mehr Anbaufläche für die Fütterung der Tiere benötigt, als wenn der Mensch direkt das Soja konsumieren würde.

Das „Argument“, Fleisch schmecke gut, kann ich zwar bestätigen. Aber warum sollte ich es essen? Vegetarisches und veganes essen schmeckt, richtig zubereitet, mindestens genauso gut. Ich vermisse Fleisch auch kein bisschen. Ich fühle mich seit meinem Verzicht richtig gut, viel besser als vorher.

Und ich vertrete auch die These, dass bei einer ausgewogenen Ernährungsweise die vegetarische und vegane Ernährung mindestens genauso gesund, wenn nicht sogar gesünder ist. Bei veganer Ernährung ist ausschließlich Vitamin B12 als Ergänzungsmittel einzunehmen. Moralisch vertretbarer ist sie auf jeden Fall.

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